INTERNATIONALES SYMPOSIUM: KULT

15. und 16. September 2006
Im Rahmen des 11. Komponistenforum Mittersill 2006

„Mozarts Knie – Künstlerschicksal Businessmodell oder warum die Erde ein Jahr lang in bedrucktes Staniolpapier gewickelt werden muss“

Das Hintergrundthema des 11. Komponistenforums Mittersill „Kult“ zielt einerseits auf das zeitgeistige Prädikat für besonders Beliebtes mit meist großer medialer Präsenz, andererseits auf den eigentlichen Sinn des Wortes: die Verehrung als Ausgangspunkt von Religion und Kultur, das Ursprüngliche im Zusammenhang mit Vision, Intuition und Inspiration.

Im Symposium wollen wir das Spannungsfeld zwischen aktuellen künstlerischen Positionen und Marktstrukturen, –strategien und –zwängen sowohl aus wissenschaftlicher als auch aus künstlerischer Sicht darstellen.
Der Titel, der auf ein Zitat von Joseph Beuys zurückgeht, in dem dieser die Inspiration in seinem Knie lokalisiert hat, stellt die überkommenen Vorstellungen vom Künstler, vom Genie zunächst in Frage. Die künstlerischen Positionierungen sowie gesellschaftliche Ideale und Idole jeder Zeit stehen in engem Zusammenhang mit der Beschaffenheit des Marktes, mit den Befindlichkeiten und Bedürfnissen der Menschen und ihren Wahrnehmungsgewohnheiten. Das Wechselspiel von künstlerischer Freiheit und den Zwängen des Marktes, der Medien, der Erwartungshaltungen des Publikums etc. war sicher auch schon zur Zeit Mozarts gegeben. Wie sehen die Strategien (Inhalte, verwendeten Werkzeuge und Medien, wirtschaftliche Aspekte) von Kunstschaffenden in der heutigen, sich stark verändernden Zeit und Gesellschaft heute aus? Gibt es noch Wechselwirkungen oder dominiert der Markt, an dem sich die Produzenten zu orientieren haben? Und was heißt das für den Markt, für die Medien, die Konsumenten?

 

BEITRÄGE

 

Tina Smrekar
„Mono-Poli Kulturleben
oder wie wir das Kunstsystem überleben und dabei sogar lachen können“

Tina Smrekar beschäftigt sich seit einigen Jahren mit den Arbeits- und Lebensbedingungen von KünstlerInnen. Ihre Interesse kreist um die Fragen, wovon lebt die Kunst, wovon lebt Kultur, wie und vor allem wovon leben KünstlerInnen? Antworten darauf sind nicht leicht zu finden – insbesondere dann nicht, wenn wir die unterschiedlichen Ausgangssituationen von KünstlerInnen in Slowenien, Mexiko, Korea, USA oder Deutschland genauer betrachten. Einige dieser Länder bereiste Tina Smrekar für ihr Rechercheprojekt “Mono-Poli Kulturleben – oder wie wir das Kunstsystem überleben und dabei sogar lachen können“. Die performative Lesung, die Fotoarbeit “WORK, A MANUAL” (2005) und das Video “immer lächeln” (2005) sind ein Status Quo der bislang durchgeführten Recherchen. Sie zeigen einen subjektiven Durchschnitt von Situationen, in denen sich KünstlerInnen heute befinden.


Eberhard Kloke / Markus Wintersberger
Medienlabor intermediumorfeus07

Medialisierung, Individualisierung und Kommerzialisierung stehen als Begriffsmetaphern für eine Welt, in der Gesellschaft und Kunst gleichermaßen einem tiefgreifenden Veränderungsprozess ausgeliefert sind. Die ins Unendliche wachsende Informationsflut, die rasant gestiegene Quantität und Qualität von Abbildungsmöglichkeiten produzieren immer neue virtuelle Realitäten, die sich unseren gewohnten Begriffsmethoden und –mechanismen entziehen: eine unfassbare, unbegreifliche “Realität”, vor der die sogenannte Kunst nicht unberührt bleibt.
Da jegliche auf die Globalisierung angewandte Energie in der Maximierung von Ansprüchen – und dies vor allem an die Zukunft – liegt, muss als Gegenpol hierzu gegenwärtige Aktualität von Kunst umso kritischer eingefordert werden. Ausgangspunkt für den Beitrag ist der Mythos Orpheus und das Projekt intermediumorfeus07. Eine Erinnerung an ORPHEUS-ORFEO gestaltet sich als rezeptiv-kreativer Vorgang, in dessen Folge sich ein produktiver, intermedialer Diskurs entwickelt.


Wolfgang Schlögl (aka I-Wolf)
subKulturen – vom Undground ins Kunstestablishment und wieder retour

Als Musiker hat Wolfgang Schlögl den Hype um die Wiener Electronica-Szene miterlebt und feiert solo als „I-Wolf“ genauso wie im Kollektiv „Sofa Surfer“ internationale Erfolg. Als Jurymitglied des Österreichischen Musikfonds ist er für die Verteilung von Fördermittel für Tonträgerproduktionen mitverantwortlich. Sein Beitrag zum Symposium ist ein subjektiver Erfahrungsbericht über die Wechselwirkungen von Musik, Markt, Erfolg, Publikum, Sub- versus Hochkultur etc. etc.


Thomas Mießgang
Superstars – Don Giovanni

Thomas Mießgang kuratierte die Ausstellungen „Superstars“ und „Don Giovanni“ in der Kunsthalle Wien. Ikonen der Kulturgeschichte des 20. Jahrhunderts haben das Geschäftsmodell „Superstar“ heute geprägt, die Ikone der Opernliteratur – „Don Giovanni“ – hat dem Begriff der Verführung einen klingenden, nicht gerade eindeutigen Namen gegeben.. Die Popkultur des neuen Jahrhunderts lebt von beidem.


Peter Maria Krakauer
Studienrichtung Superstar

Wie reagieren die Kunstuniversitäten auf den Paradigmenwechsel, den nicht nur neue Marktstrategien, sondern tiefgreifende Veränderungen in unserer Gesellschaft zeitigen? Die alten Meister und großen Genies als Vorbilder der traditionellen Lehre weichen kulturellen Werten, die mehr denn je mit der Dynamik des Marktes verknüpft sind.


Wolfgang Hattinger
Spezialensembles für welche neue Musik?

Das Ensemble als Vermittler, aber auch als kreative Werkstatt. Es steht zwischen traditionellen Erwartungshaltungen und neuen Hörgewohnheiten. Wie weit ist es eigentlich vom akademischen Kammerensemble zur ultimativen Kultband?


Irene Suchy
In memorian Otto M. Zykan
Wie Künstler auf die Welt reagieren

Otto M. Zykan hatte kurz vor seinem Tod im Juni 2006 seine Teilnahme am Symposium „Mozarts Knie“ zugesagt. Seine Position als prominente, aber immer völlig unabhängige Künstlerpersönlichkeit war faszinierend und wird im Gespräch mit Irene Suchy beleuchtet: die Selbstinszenierung, die auf ein Selbstbewusstsein schließen lässt, das kaum ein anderer seiner Generation so stilisiert hat.