#antimusic – Gegenmusik
14. – 20. September 2025
Mittersill
19 Uhr Eröffnung und Film Harun Farocki Gegen-Musik
Lichtspiele Mittersill, Hintergasse 2a
19 Uhr Konzert
St. Annakirche Mittersill, Stadtplatz 182/1
Einritt frei
20:30 Uhr Geblendeter Augenblick. Anton Weberns Tod. Film von Gert Jonke
Lichtspiele Mittersill, Hintergasse 1a
Eintritt frei
16 Uhr Vorstellrunde
BORG Mittersill, Felberstraße 3-5
Eintritt frei
16 Uhr Supergau meets kofomi I
vor dem Bill-Drummond-Graffity unter der Salzachbrücke Felbertauernstraße
Eintritt frei
19 Uhr Supergau meets kofomi II
BORG Mittersill, Felberstraße 3-5
Eintritt frei
11 Uhr Workshoppräsentation Listening Together, I Find My Voice
BORG Mittersill, Felberstraße 3-5
Eintritt frei
19 Uhr Minguet Quartett
Felberturm Museum Mittersill, Museumstraße 2
Einritt frei
19 Uhr Schlusskonzert
BORG Mittersill, Felberstraße 3-5
Eintritt frei

Die Teilnehmer*innen
„Modus: der aktive Zustand und nicht das Ergebnis – der aktive Zustand zeigt kein Interesse am Ergebnis.“ „Modus: Erfahrung – das Ergebnis muss nicht bewahrt werden – es ist von keinerlei Interesse.“ Marcel Duchamp
Und umgekehrt festigt die Gewohnheit, sich dem Kunstwerk in interpretierender Absicht zu nähern, die Vorstellung, dass es tatsächlich so etwas wie den Inhalt eines Kunstwerks gibt. (aus Susan Sontag, Kunst und Antikunst)
Wurde im Forum 2024 eine Veränderung der Kunst, wie wir sie kennen, als Teil einer tiefgreifenden Veränderung der Welt, wie wir sie kennen, diskutiert, soll es 2025 um Gegenmodelle zur Welt, wie wir sie kennen, gehen.
Gegenmusik meint also in diesem Sinne Musik oder Kunst, die traditionelle Konventionen und Erwartungen umstößt und akzeptierte Kunstdefinitionen in Frage stellt. Die Begriffe Antikunst, Antimusik, Amusik, Anartist gehen auf Künstler wie Marcel Duchamp („ich habe wahrlich versucht, den kleinen Gott zu töten, zu dem der Künstler im Laufe des letzten Jahrhunderts geworden ist“)und Nam June Paik („Schönberg hat geschrieben ‚atonal‘. John Cage hat geschrieben ‚Akomposition‘. Ich schreibe ‚Amusik‘.“) zurück.
Das Begriffspaar Musik-Gegenmusik / music – antimusic steht aber auch für ein plastisches Bild eines übergreifenden Musikverständnisses, das etwa die Dualität bzw. Polarität des Musikdenkens im Westen bezüglich etwa der Gegensätze altund neubzw. Eund Uüberwindet. Dazu kommt noch der Aspekt, der in unserem Forum von Beginn an wichtig war: die Interaktion mit dem Publikum, die die Polarität von aktivem Gestalten und passivem Konsumieren aufhebt, indem die Aktivität und Kreativität des/der Musikhörenden gleichermaßen geltend gemacht wird. Bereits Marcel Duchamp hat darauf hingewiesen: „Ein Werk an sich existiert nicht. Es sind die Betrachter, die die Gemälde machen.“.
Anti-music/ Gegenmusikerscheint hier als eine diesen Wandel illustrierende und also wesentliche musikalische Kategorie. Im Zusammenhang und Zusammenwirken mit dem Aktivität und Kreativität fordernden Kommunikationsmodell, wird ein radikal neuer, dynamischer Musikbegriff spürbar. Der sich vollziehende Wandel unserer Werte geht mit der Veränderung dessen, was wir als Wirklichkeit bezeichnen einher. Duchamps „Anartist“ fordert eine Umgestaltung der künstlerischen Funktionen und Dispositive. Es handelt sich um eine subtile Positionierung, verkörpert kraft einer Verweigerung, die sich weder außerhalb noch innerhalb der Institution „Kunst“ einrichtet, sondern an deren Grenze und Eingrenzungen, und von hier aus die dialektische Opposition zwischen Kunst und Nicht-Kunst zu verschieben versucht.
„Der Schock wird wahrscheinlich von etwas ganz anderem ausgehen, von der Nicht-Kunst, der Anart, von etwas, das ganz und gar nicht Kunst ist, auch wenn dennoch etwas produziert wird. Schlussendlich bedeutet das Wort art etymologisch ‚handeln‘ – nicht ‚machen‘, sondern ‚handeln‘. In dem Moment, in dem Sie handeln, sind Sie ein Künstler. Sie sind nicht wirklich einer, Sie verkaufen kein Werk, aber Sie tätigen eine Handlung. In anderen Worten, Kunst heißt Handeln, Tätigkeiten aller Art. Für wen auch immer.“ (Marcel Duchamp)
Es geht also darum, zu vermeiden, dass die Modalitäten der Produktion von den Erfordernissen finanzieller Valorisierung diktiert werden, der sich weder Kunst noch Kulturindustrien entziehen können. Nur unter dieser Bedingung ist es möglich, dass wir die Radikalität, die Impertinenz, das Begehren nach Brüchen erneuern können – die hier wie anderswo anscheinend verloren gegangen sind. (nach Laurizio Mazzarato)